Coburg - Das Lied von der Liebe lässt sich in vielen Tonarten singen. Wer freilich an diesem Abend von Zärtlichkeit und dem nie endenden Glück zwei gleichgestimmter Seelen träumen will, ist im Kunstverein am falschen Ort. „Das heiße Raubtier Liebe“ haben die Diseuse Cora Chilcott und der Pianist und Komponist Volker Jaekel ihr literarisch-musikalisches Programm getauft, das sie auf Einladung des Coburger Literaturkreises präsentieren. Denn dieses heiße Raubtier namens Liebe, das sie in Versen und Klängen besingen, ist gierig und aggressiv, treulos und brutal, zerstörerisch und unersättlich. Chilcott und Jaekel machen daraus mit klugem Gespür für spannungsvolle Dramaturgie einen Abend der Kontraste zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Sehnsucht und immer wieder enttäuschter Liebe. Cora Chilcott beweist als Sängerin feines Gespür für effektvolle Gesten. Manchmal verwandelt sich ihr Auftritt dadurch fast in eine Choreografie, in der Arme und Hände die vokalen Gesten eindringlich verstärken. ... Kann man Schubert-Lieder wie ein Chanson singen? Man kann, wie Cora Chilcott mit „Nur wer die Sehnsucht kennt“ zum Auftakt des zweiten Teils beweist.
Der Pianist Volker Jaekel ist ein Virtuose der stilistischen Verwandlungen. Bei Bedarf wechselt er von Takt zu Takt scheinbar völlig beiläufig den Tonfall. Anspielungsreich reist er durch die Musikgeschichte zwischen Kurt Weill und Astor Piazzolla, pendelt zwischen Jacques Brel und Franz Schubert und streut immer wieder auch feine eigene Nuancen ein. Sein Klavierspiel ist manchmal ironischer Kommentar zum gesungenen Text, manchmal aber auch eine zärtliche, doch nur allzu flüchtige Klanggeste. Ausdauernd freundlicher Applaus und ein Fado als Zugabe – traurig schön.
Jochen Berger - Coburger Tageblatt 2012
... Voll Leidenschaft steigt ihr Song vom Rausch der Menge in den Festsaal. Feinsinnige Wort- und Tongirlanden verbinden die Beiträge. Sie sind zumeist deutschsprachig wie das verhaltene "Ich liebte", das Feuer und Zärtlichkeit ist... "Lord Byrons Reise nach Spanien". Hier wird die Sängerin zur großen Gestalterin, lässt ihre Stimme hässlich sein, ist Pathos, schreit von unglücklicher Liebe. Setzt mit Brecht/Weills "Surabaya-Johnny" ein Glanzlicht der Superlative drauf. Ist total anders als die Vorbilder, packt mit Eiseskälte und Hautnähe... Abrupt brechen sie (das Duo) die Gefühlswelt auf, schweben kess und leichtlebig mit dem Brel-Titel "Mir gehts gut" in die Pause.
Alle Register ziehen sie. Hochdramatisch gehen sie an Schuberts "Mignon"... Mit "Chanson einer Dame im Schatten" fasziniert Cora Chilcott ganz körperhaft. Und ihre Stimme ist nur noch Hauch. Unbeschreiblich ist die Stimmung, die das Duo zaubert... Oft ist die Bewegtheit. Geht ins Publikum mit glücklichem "Nachtgeflüster", wo Flügelglitzerketten sie begleiten, bevor beide "Die Zigeuner" mit Wildheit und Bravour ins Finale schicken...
Crista Vogel - Sächsische Zeitung 2010
...Ein gutes halbes Jahr nach ihrem Brecht/Weill-Abend in Sonthofen kam die Sängerin mit einem anderen Programm ins Allgäu. "Das heiße Raubtier Liebe" musste jeden faszinieren, der sich für französische Chansons begeistern kann. Denn Cora Chilcott und Volker Jaekel versuchten nicht, die verstorbenen Stars dieses Genres zu kopieren. Sie arbeiteten zum einen mit sehr eigenständigen, poetischen deutschen Übersetzungen, die so tiefe Gefühle wie Liebe, Trennungsschmerz oder Einsamkeit mit Bildern beschreiben, die ebenso überraschend wie eindringlich sind. Zum anderen gelang es Volker Jaekel in mehreren eigenen Kompositionen, individuelle Ausdrucksformen für menschliche Befindlichkeiten zu finden - teils auch mit herrlich "abgefahrenen" Ausflügen in den modernen Jazz.
Cora Chilcott ist eine Interpretin für Chansons (französische wie deutsche), wie bundesweit wohl keine zweite zu finden ist. Das liegt nicht nur an ihrer kraftvollen, facettenreichen Stimme, die selbst an jazzigen Scat-Anleihen nicht scheitert. Es ist auch ihre schauspielerische Ausbildung und Interpretation, die einen Abend mit ihr zum außergewöhnlichen Erlebnis macht. Sollte das Chanson je wieder ein größeres Publikum interessieren, müsste diese Frau ein Star werden.
Barbara Hell - Allgäuer Zeitung 2006
... Ihr brillantes Singspiel gewinnt gerade im ständigen Pendeln zwischen den Extrempolen "schmeichelzart und gletscherkalt", wie unlängst über sie geschrieben wurde, zunehmend an Raffinesse. Auf der anderen Ebene setzt sie auf den Kontrast zwischen klassisch-tragender Chansonliteratur fast hymnenhaft Timbres und Ausflügen in die fühlbar leichteren Sphären des balladesken Pop. "Heißes Raubtier Liebe" schien direkt für den Hanauer Kultursommer geschrieben..., wobei Chilcotts Programm, das nicht nur die Schokoladenseiten, sondern gerade auch die Abgründe des Liebens reflektiert, auch immer wieder das sinnbildlich durchbohrte Herz thematisiert.
Der Chansonabend beweist sich als gereiftes Kunstwerk, das nicht nur als sensible Montage von Lied- und Literaturperlen, sondern darüber hinaus auch als geistreiche Reflexion über zwischenmenschliches Zusammensein gewürdigt werden muß. Dabei stellt es die Frage nach dem Zustand der Liebe stets zwischen den Zeilen, nie plakativ. Cora Chilcott brilliert in verführerischem Alt und Mezzosopran, mit einer Stimme, die Gefühlslagen der Textvorgaben direkt umzusetzen vermag. Im Zusammenspiel zwischen dem geschriebenen Wort und seiner gesungenen Verlautbarung entfalten sich große Emotionen. ... An einzelnen Stellen ergibt der kunstvolle Widerspruch zwischen Wortlaut und dem befindlichen Gesang jene groteske Atmosphäre, die das Gefühlsleben des Menschen wohl am treffendsten beschreibt: Verwirrung, ein Wechselbad.
Am Piano begeistert Volker Jaekel. Er zaubert Chilcott ein weites Meer aus Klängen, auf dessen Wogen die Sängerin jetzt aufbrausend, später sanft treibend zu reiten wusste. Sie zeigt sich als heißes Raubtier, immer wieder auch als verspieltes Lamm, oft als beides zugleich. Zwischen Hitzewelle und Eiszeit hin und her gerissen, verwandelt Chilcott ihren Auftritt in einen großen Erfolg.
Maryanto Fischer - Hanauer Anzeiger (Tageszeitung) 2005